…und Microsoft Betriebssysteme Menschen unglücklich machen, lässt sich leicht begründen.
Meinen Hintergrund bilden dabei über viele Jahre mehrere selbstadministrierte und fremdadministrierte Microsoft-Domänen mit verschiedenen MS-Server-Betriebssystemen und Serverdiensten sowie eigene und fremde Linux-Betriebssysteme mit einer Vielzahl an Techniken und Diensten.
Immer wenn ich an und mit Linux arbeite, werde ich glücklich. Es ist nicht alles Gold, was glänzt – aber durch Arbeit und Analyse des jeweiligen Konglomerats an Problemen konnte in den vergangenen annähernd zwei Jahrzehnten alles gelöst werden, was sich an Problemen gestellt hat. Dabei läuft mein ältestes, öffentliches Linux-System seit 2004. Durchgängig. Natürlich auch mal mit Hardware-Ausfällen und stundenlanger Neukonfiguration durch Schusseligkeit oder auch Unwissenheit.
Was macht daran glücklich?
Ich hatte nie das Gefühl, dabei eine Minute zuviel an Lebenszeit in die Lösung von Problemen gesteckt zu haben. Selbst wenn ich mehrere Tage am Stück investieren musste. Diese Investitionen waren sowohl kurz-, mittel- als auch langfristig jederzeit proportional zum „return of investment“: mit Linux kumuliert sich das Wissen um die innersten Vorgänge in der großen, vielfältigen und „schnelllebigen“ Welt der IT. Es bleibt kompromissbereit logisch – die Community will es so; nicht der schnelle Rubel oder der größte Dickkopf zählen, sondern jeweils eine grundsolide Basis, auf die man sich gemeinsam einigt und mit der auch nach Jahren noch weiter gearbeitet werden kann.
Dennoch schneide ich Filme unter MacOS X, genau wie mir Serato DJ und Ableton Live auf OS X ans Herz gewachsen sind. Das sind schöne Endanwender-Programme auf einem stabilen, unixähnlichen Mehrbenutzer-Betriebssystem, wobei sich dabei auch mehrere Systeme verketten lassen, um z.B. schneller gemeinsam zu rendern uvm. Richtige Gurus setzen auch da auf Open-Source…
Ich habe auch mehrere Windows-Betriebssysteme – als Desktop, privat und als Desktop und Server, beruflich – in der Administration und im Betrieb. Bestimmte Software-Hersteller sind noch nicht willens oder oft auch einfach nicht in der Lage, Software plattformunabhängig zur Verfügung zu stellen.
Microsoft änderte sich in den letzten fünf Jahren jedoch – das kommt in Deutschland nur noch nicht bei den „Microsoft-Fachleuten“ an. Microsoft hat sich unter Satya Nadella, dem amtierendem Microsoft-CEO, von den Einstellungen des „Kriegsgenerals“ Bill Gates, dem Microsoft-Manager und späteren Nokia-Boss Stephen Elop („We will disrupt other systems!“) und vielen weiteren Alphatierchen und Unsympathen, die ihre beschränkte Weltsicht über die Schwarmintelligenz stellen, entfernt, weiterentwickelt und ordentlich in die Open-Source-Welt investiert.
Auch deutlich ist nach Jahren in Kooperation mit vielen externen Teams: arbeite ich mit einer open-source-affinen Fachfrau oder deren männlichen Pendant zusammen, ist es einfacher, sich zu verstehen, einfacher, miteinander zu kommunizieren und effektiver, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Die alten MS-Ressentiments stecken bei den Microsoft-Puristen so tief im Kopf wie in der momentan in Deutschland – und Brüssel! – noch auf breiter Front eingesetzten Software.
Dabei entsteht hier ein Teufelskreis: die Grenzen, die die Software-Pakete von Microsoft dem jeweils zuständigen Fachpersonal bei der Lösung von Problemen stecken, sowie auch die erweiterte Komplexität und vermehrte Fehleranfälligkeit durch den Overhead von Lizenzkontroll-Mechanismen frusten sowohl die Benutzer dieser Software-Pakete als auch das Fachpersonal, das Schwächen und Bugs ausbügeln, die Software über Jahre warten und individuelle Funktionen und benutzerfreundliche GUI-Lösungen integrieren soll.
Dabei bin ich noch gar nicht zu den Aspekten der Microsoft-Software gekommen, die klar geltendes deutsches und europäisches Recht brechen oder umgehen, sei es bei der Steuerpolitik oder bei Verordnungen zum Datenschutz. Oder den Schwächen, die die Ausbildung nicht nur des deutschen Fachpersonals betreffen: die Aussage, dass Informatiker vor 25 Jahren leistungsfähiger waren als in den letzten zwei Jahrzehnten, was zielgerichtete Problemlösungen anhand einer intelligenten Auswahl der jeweils passendsten Werkzeuge anbelangt, hat Microsoft verschuldet.
Diese traurige Realität wird erst in den letzten Jahren durch die vielfältigen Web- und Smart-Device-Techniken langsam wieder verbessert. Allerdings basieren sehr viele fundamentale Lösungen im Intranet deutscher Firmen noch auf dem schwachen Unterbau in die Jahre gekommener Microsoft-Server-Betriebssysteme – und die lassen sich bekanntlicherweise „traumhaft“ upgraden, ebenso wie die Anwendungen selbst.
Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Schönheit der IT. Neben den Schwierigkeiten mit unseren Behörden und den Schwierigkeiten unserer Behörden mit den modernen Werkzeugen der Informationstechnologie hängen daran unter vielem anderen auch die Nullen und Einsen hinter Planung, Organisation und Ausführung in Bezug auf Flughäfen, Bahnhöfen, Kraftfahrzeugen und TÜV-Zertifikaten für einstürzende Brücken. Also doch nicht nur die zurecht besudelten Namen der über alle Maßen entlohnten Vorstands-Großkopferten…
Und wohin man schaut – der überwiegende Teil der nachwachsenden ITler fährt auch im Jahr 2019 das SmartBook, Notephone oder den heimischen Desktop hoch und schaut dem Windows-Kreisel, der den lizenzpflichtigen Ladebalken zumindest beim trägen Systemstart der Boliden abgelöst hat, alternativlos zu.
Ich habe Microsoft lange Jahre gehasst – und das war keine Hassliebe. Mittlerweile bin ich jedoch konsequent in der Liebe zu meiner Berufung zur IT. Auch um die alten Microsoft-Boliden lässt sich schöne Software drumrum bauen, wenn ewig Gestrige darauf bestehen, Zeit, Geld und die Nerven der Benutzer völlig unnötig zu verschwenden. Und schließlich gibt es genug Anhänger der „alten“ Microsoft-Gläubigkeit, die die boilerplate code & configuration und die damit verbundenen Sisyphusaufgaben übernehmen. Eigentlich sind für Fließbandarbeiten dieser couleur ja mal Computer entwickelt worden 🙂