Bezüglich meiner Urteilsfähigkeit muss ich ein bisschen aufpassen. Was ich in den letzten fünf Jahren an mangelnder Flexibilität und zeitfressendem Ping-Pong ohne tragfähige Lösungen erlebte und noch erlebe trotz – oder gerade wegen – dem Einsatz etablierter Systeme und Konstrukte, hat mich erneut geprägt. Wir waren davor auf einem weitaus besseren Weg. Und dazu waren nicht nur „unter anderem“, sondern „vor allem anderen“ auch Regelungen durch Lizenzbeschränkung bis hinunter zu Funktionsfehlern durch das zwanghafte Einprogrammieren der Lizenz-Beschränkungen ursächlich.
Ein weiterer Teil liegt zusätzlich auch an der Entwicklung der IT insgesamt. Die wir bisher so alle prägten und so förderten, wie sie sich entwickelte.
In diese Sackgassen möchte ich mit keinem neuen Aufbau kommen. Systeme, die Windows voraussetzen, setzen eben ein Windows voraus, das zum weiteren Systemaufbau mit Windows zwingt. Soll so ein Kreislauf projektiert werden, werde ich administratorisch nicht dafür verantwortlich sein.
Das geht auch nicht, da ich gleichzeitig Datenschutzbeauftragter bin und mit Windows und dem Einsatz anderer Software aus amerikanischen Schmieden kein Datenschutz mehr möglich ist (gesetzlich geregelt seitens der USA durch den Cloud-Act seit März letzten Jahres). Bekommen wir Lösungen auch ohne Windows-Systemzwang hin, sind nicht in Deutschland ansässige IT-Firmen dennoch nicht mehr deutscher Gesetzgebung unterworfen. Bei Privatisierung von Wasser und Häfen durch Chinesen schreit jeder laut auf, in diesem Bereich nicht, da fördern wir das nur immer weiter.
Zudem lässt ein Vendor-Lock-In keinen eigenen Verantwortungsspielraum mehr frei, keiner deutschen Firma, keiner Regierung. Amerika kann Europa jetzt schon einfach jederzeit abschalten. Allein dass uns das allen bewusst ist und wir dennoch nichts an unserem täglichen Handeln ändern, finde ich mindestens befremdlich. Das ist ein großer Unterschied zum Zusammenbruch der Weltwirtschaft: Systeme „stromlos“ setzen können auch Terroristen und die USA mauserte sich zum beliebtesten Ziel. Terroristen im Sinne einer Oligarchie von Irren im Gegensatz zu Handlungen im Konsens breiter Massen, gegen die auch ein Präsident der USA nicht ankommt.
Ich fürchte mich weniger davor, dass wir ein technisches Versagen – gerade bei Open-Source mithilfe einer ungeregelten und somit ungesteuerten Community – nicht wieder hin bekommen, als davor, dass unser Handeln die Grundlage eines vernichtenden Urteils der kommenden Generationen über uns bildet. Und ein Erwachen aus selbstverschuldeter Grausamkeit, in der liebe Omas und Opas kleine Rädchen waren, die die Grausamkeit sogar ohne eigenem vermehrten Nutzen und unwillentlich förderten – repetitio non placet. IT und Menschlichkeit schließen sich logisch eh schon in weiten Bereichen aus. Computer müssen z. B. nie auf Toilette…
Manche Entwicklungen dürfen und sollten wohl länger dauern und müssen vielleicht auch teilweise schmerzlich sein, wenn nur die „Community“ daran wächst. „Community“ ist immerhin noch der Begriff für eine menschliche Interessensgemeinschaft, ggf. sogar eine nahe an der griechischen Demokratie wie Communities im Internet. Oder für die Belegschaft einer Firma. Oder für die Bürger eines Staates. Oder für die schrumpfende Gemeinschaft an genug ausgebildeten Fachkräften in Deutschland, die die überlebensnotwendigen Werkzeuge um uns herum noch verstehen, beherrschen und eingreifen können.
Die Sicherheit eines langjährig eingesetzten Systems liegt meiner Ansicht nach aber nicht nur in der Technik und der Software dahinter allein begründet.
Entscheidungsgewalt haben die, die sich überhaupt noch dazu trauen, in Deutschland ein Unternehmen zu führen. Da gibt es eben auch vieles zu bedenken, bevor die Späne fallen.