Polizei will Fusion verhindern

Liebe Fusionist:innen,

Es ist Ende April und die Festivalvorbereitungen laufen auf Hochtouren. Das Booking ist fast abgeschlossen und wir schauen alle erwartungsfroh noch vorne und freuen uns wie Bolle auf die kommende Fusion…

So oder so ähnlich würde der Newsletter lauten, wäre da nicht diese
Geschichte mit der Polizei, die uns seit Wochen total nervt, und neben
allem, was wir hier planen und vorbereiten müssen, zusätzliche Arbeit,
Sorgen und Ärger bereitet.

Am Freitag hat der Polizeipräsident von Neubrandenburg seine besten
Medienkontakte bemüht und eine Meldung bei NDR Radio MV platziert, die es über die DPA in sämtliche Lokalblätter Deutschlands geschafft hat. Von „Sicherheitsmängeln“ hinsichtlich der Entfluchtung unserer Hangars und einer fehlenden Notfallbeschallung auf dem Festivalgelände ist dort in
Bezug auf vermeintliche „Mängel“ in unserem Sicherheitskonzept die Rede. Lasst euch von diesen Nebelkerzen nicht blenden. Denn unsere Hangars sind bereits seit 22 Jahren fester Teil des Festivalgeländes und deren Entfluchtungsschema wurde in der selben Zeit nie die Zustimmung verweigert.

Auch über fehlende Beschallung haben sich in 22 Jahren nur wenige
Fusionist:innen und Anwohner:innen bei der Polizei beschwert. Wir arbeiten fleißig an den gewünschten Nachbesserungen an unserem Sicherheitskonzept. Ein „Mangel“ aber wird bleiben – und das ist der eigentliche Grund, weshalb der Polizeipräsident unserem Konzept nicht zustimmen will.

Gerüchte geistern ja schon seit Wochen umher und gerne würden wir diese
hier dementieren oder sie als den neuesten Clou des alten Fusionhasen
bestätigen. Aber leider wird es höchste Zeit euch hiermit zu informieren,
dass die Polizei das Fusion Festival nicht mehr ohne ihre Kontrolle und
Beobachtung stattfinden lassen will. So unglaublich dies auch klingen mag,
sie wollen hier massiv intervenieren, in Form einer Polizeiwache auf dem
Festivalgelände Präsenz zeigen und zukünftig anlasslos das Gelände
bestreifen.

Seit Wochen verhandeln wir mit anwaltlicher Unterstützung mit den
Behörden und der Polizei auf höchster Ebene. Wir haben dabei einen
Kompromiss angeboten, aber auch eine rote Linie gezogen, die wie folgt
festgelegt ist: Eine Polizeistation kann auf dem Flugplatzgelände
außerhalb des eingezäunten Kulturkosmosgeländes errichtet werden, um den Besucher:innen die Möglichkeit zu geben, die Polizei zu Fuß erreichen zu können. Eine anlasslose Bestreifung und eine Polizeistation innerhalb des eingezäunten Festivalgeländes sind für uns aber nicht akzeptabel. Trotz unseres Entgegenkommens bezüglich einer Polizeistation in Festivalnähe, ist die Polizei keinen Zentimeter von ihren Forderungen abgerückt.

Die treibende Kraft hinter der ganzen Misere ist anscheinend der
Polizeipräsident von Neubrandenburg. Er will offenbar das Festival seinen
normativen Vorstellungen entsprechend regulieren, maßgebend und
kontrollierend in unser Konzept des Festivals eingreifen. Er verweist auf
Defizite in unserem Sicherheitskonzept, spricht uns jegliche Kompetenz zur Gefahrenabwehr ab, um seine Forderungen nach Polizeipräsenz zu
untermauern.

Die Frage seiner eigenen Kompetenz beantwortet er in den folgenden Zitaten selbstredend:
„Aufgrund der Erkenntnisse aus der polizeilichen Auswertung und der
Einlassung des Veranstalters ist eine Beteiligung politischer, in Teilen
hoch gewaltbereiter Personen zu erwarten […] Bei polizeilichen Maßnahmen ist mit schweren gewalttätigen Auseinandersetzungen zu rechnen, ebenso wie mit gruppendynamischen und gewaltbehafteten Prozessen, verstärkt durch massiven Drogen-/Alkoholeinfluss…“

Da wir die Forderungen nach anlassloser Bestreifung und einer
Polizeistation inmitten des Festivalgeländes zurückgewiesen und nicht in
unserem Sicherheitskonzept übernommen haben, hat die Polizei nun die
Zustimmung zu unserem Sicherheitskonzept verweigert. Auch das Ordnungsamt droht uns und fordert weitere Nachbesserungen in unserem
Sicherheitskonzept. Wir werden diesen Forderungen in allem, was für uns in dem verbleibenden Zeitraum erfüllbar ist, nachkommen. Wir halten die vom Amt Röbel-Müritz und dem Landkreis an uns gestellten Forderungen für erfüllbar und gehen daher davon aus, dass wir – wie in den vergangenen Jahren – die Genehmigung für das Festival erhalten werden.

Wir werden, wenn notwendig, vor den Verwaltungsgerichten gegen die
Forderungen des Polizeipräsidenten und wenn es sein muss, auch gegen ein Verbot der Veranstaltung klagen. Unsere Anwälte sowie auch wir sehen die Forderungen der Polizei als rechtswidrig an und können keine
Rechtsgrundlage erkennen.

Die Polizei begründet den geplanten Großeinsatz mit ihrem Auftrag zur
„Gefahrenabwehr“. Wir fragen uns, welche Gefahren hier von der Polizei
abgewehrt werden sollen?

Dem Polizeipräsidenten Hoffmann-Ritterbusch geht es um „die Abwehr von veranstaltungstypischen Gefahren wie die beweissichere Verfolgung von Straftaten und Ordnungswidrigkeiten…“

Wir haben in den vergangenen Jahren in guter Zusammenarbeit mit den
beteiligten Behörden, Sanitätsdienst, Feuerwehr, unserem
Sicherheitsdienst und zehntausend, zumeist ehrenamtlichen Mitwirkenden, eine flächendeckende und umfassende Sicherheitsstruktur geschaffen. Wir kümmern uns umfassend und selbstverantwortlich um die Sicherheit auf unserem Festival. Wir haben ein ausführliches Sicherheitskonzept erstellt, das ständig fortgeschrieben wird und in dem zu den relevanten Gefahrensituationen Vorsorge und Lösungen erarbeitet wurden.

Die ausgeprägte Eigenverantwortung und Achtsamkeit Anderen gegenüber, die die große Mehrheit der Fusionist:innen besitzt und die Teil der Festivalphilosophie sind, schaffen ein hohes Maß an Awareness und
Sicherheit für alle. Dies ist einmalig für eine Veranstaltung dieser
Größe, und die Schadensbilanzen auf dem Festival sprechen eine klare
Sprache.

In 22 Jahren gab es keinen schweren Unfall mit gesundheitlichen
Folgeschäden. Es gab keine Schwerverletzten, keine Drogenopfer. Die Anzahl der Eigentumsdelikte ist verschwindend gering und konstant rückläufig.
Die laut Polizeistatistik angezeigten Gewaltdelikte in den Jahren 2011 –
2016 lagen im Schnitt bei 2,5 Delikten pro Festival! Auch wenn hier, wie
immer, von einer nicht zur Anzeige gebrachten Dunkelziffer ausgegangen
werden kann, sprechen diese Zahlen deutlich für sich und für die
Sicherheit auf dem Festival! Abgesehen vielleicht vom Kirchentag, ist das
Fusion-Festival vermutlich die entspannteste, friedlichste und
konfliktfreieste Großveranstaltung der ganzen Republik.

Es gäbe in dieser Gesellschaft wahrlich andere Anlässe und Orte, wo eine
polizeiliche Präsenz wirkliche Gefahren abwehren könnte.

Wir sehen daher die von der Polizei behauptete „Gefahrenabwehr“ auf der
Fusion als reinen Vorwand, um eine umfassende Kontrolle auf dem Festival zu etablieren, und somit als fundamentalen Eingriff in unsere Feierkultur!

Es ist auch ein Frontalangriff auf die Philosophie des Festivals und das,
was uns hier vereint, nämlich die Freiheit, sein zu können, wie wir sein
wollen: zwanglos und unkontrolliert.

Perspektiven:
Wir haben ernsthaft darüber nachgedacht, angesichts dieser bedrohlichen
Intervention das Festival abzusagen. Eine Absage zum jetzigen Zeitpunkt
hätte aber zur Folge, dass das Projekt Kulturkosmos mit allem, was wir in
den letzten 22 Jahren hier geschaffen haben, gegen die Wand fahren würde.
Nicht nur in finanzieller Hinsicht wäre eine Absage für den Verein schwer
zu stemmen, es würden auch alle emanzipatorischen Prozesse, die hier
entwickelt und in temporären Feldversuchen entstehen und gelebt werden, zunichte gemacht. Das at.tension-Festival wäre nicht mehr finanzierbar und müsste abgesagt werden und alle mitarbeitenden Gruppen und Strukturen würden in verschiedenster Hinsicht darunter leiden.

Das entscheidende Argument ist aber: Eine Absage des diesjährigen
Festivals würde eine Kapitulation bedeuten, ohne den Kampf für den Erhalt
des Festivals überhaupt aufgenommen zu haben.

Wir haben uns daher entschlossen, uns mit allen uns zur Verfügung
stehenden juristischen Mitteln gegen eine Polizeipräsenz auf dem
Festivalgelände zur Wehr zu setzen. Wir werden diesen Abwehrkampf gegen eine polizeiliche Übernahme unseres Festivals auch auf politischer Ebene führen.

Es geht hier nicht darum, dass die Polizei generell keinen Zutritt zum
Festivalgelände haben soll. Den hatte sie auch in der Vergangenheit, wenn
es einen Anlass gab und sie von uns oder den Gästen gerufen wurde. Auch
zukünftig wird die Polizei bei strafrechtlich relevanten Anlässen, die
einen Einsatz von Beamten auf dem Festivalgelände notwendig machen,
jederzeit Zutritt zum Festivalgelände haben.

Sollten die Gerichte den Forderungen der Polizei nach Polizeistation und
anlassloser Bestreifung Recht geben, stellt sich trotzdem die Frage,
inwiefern eine solche Polizeipräsenz auf dem Festivalgelände bei den
Besucher:innen Akzeptanz fände.

Wir können dazu nur sagen:
„Wer das Festival mit seinen zehntausenden linksalternativen
Besucher:innen und Macher:innen kennt, muss von einer ausgeprägten
Identifikation mit den Idealen der Veranstaltung sowie der dort gemeinsam erlebten Freiheit ausgehen, in der eine polizeiliche Kontrolle nicht erwünscht ist und als massiver Eingriff empfunden wird.

Bei aller Unterschiedlichkeit der Menschen, die dieses Festival besuchen
und ermöglichen, gibt es eins, was fast alle 70.000 vereint: Niemand
möchte von der Polizei bei diesem Festivalerlebnis permanent begleitet
werden!

Die Mehrzahl der Fusionist:innen wird daher der geplanten Polizeipräsenz
vermutlich mit Ablehnung begegnen und verschiedenste kreative Formen von friedlichem Protest dagegen setzen.“

Wir als Veranstalter:innen haben mehrfach auf diese Kausalitäten
hingewiesen und müssen nun, egal wie es am Ende kommt, mit der Situation umgehen. Wir sollten jetzt keine dystopische Stimmung aufkommen lassen und müssen gemeinsam nach vorne schauen, um diese krasse Herausforderung bestmöglich zu meistern. Sollte es am Ende soweit kommen, das wir unsere rote Linie nicht halten können, freuen wir uns auf den friedlichen und phantasievollen Protest der vereinten Fusionist:innen, der dann zu erwarten ist. Riot-Szenarien, wie sie Herr Hoffmann-Ritterbusch jetzt an die Wand malt, entspringen einer kriminalisierenden Law and Order Rhetorik, die wir hiermit entschieden zurückweisen.

2019 wird es wohl eine besonders politische Fusion werden und angesichts
der aktuellen Situation unter dem übergreifenden Thema TATÜTATA ABLOOFEN stehen.

Es geht hier um weit mehr als um die Zukunft unseres geliebten Festivals.
Es geht am Ende um die politische Frage, ob es in dieser Gesellschaft
weiterhin Freiräume geben kann, die nicht von der Polizei eingeschränkt
und mit repressiven Maßnahmen begleitet werden. Es geht um die
Selbstgestaltungsfreiheit kultureller und künstlerischer Orte. In dieser
Perspektive betrifft das Thema alle anderen Versammlungsräume im
subkulturellen Kontext: Konzerte, Festivals, freie Bühnen sowie die
gesamte Clubkultur. Es geht hier im Kleinen um nicht weniger als um das
Ganze: die Verteidigung tragender Elemente einer emanzipatorischen
Gesellschaft.

Es gibt vermutlich keinen Ort, nirgends in dieser Republik, wo unsere
Gesellschaft so frei erscheint wie Ende Juni in Lärz. Daher ist es umso
wichtiger, diese Freiheiten gerade hier und jetzt zu verteidigen – bevor
es zu spät ist.

Wir werden, neben der juristischen Schiene, erstmals in unserer Geschichte
in die Öffentlichkeit gehen. Wir werden uns an Medien und Presse wenden
und auch soziale Netzwerke nutzen. Wir haben uns zu diesem Bruch unserer lang gepflegten medien-abstinenten Prinzipien entschlossen, weil wir die Fusion und das ganze Projekt Kulturkosmos in seiner Existenz bedroht sehen und wir die Deutungshoheit in diesem Konflikt so gut es geht in unseren Händen behalten wollen.

Was kann jede:r einzelne von euch tun?

PETITION: https://kulturkosmos.de/mitmachen
Wir haben eine Petition gestartet, die sich gegen die zunehmende Kontrolle und Repression von kulturellen Freiräumen im Allgemeinen und den geplanten Polizeieinsatz auf der Fusion 2019 im Konkreten richtet. Unterzeichnet sie und teilt sie mit eurem Freundeskreis.

Führt die Debatte auf allen Kanälen, von WG-Küchentisch bis zu social
media. Folgt uns auf Twitter https://twitter.com/fusion_festival
und auf Mastodon https://mastodon.social/@fusion_festival.

Informiert eure Freund:innen und Verwandten, macht „die maximale
Welle“…

Besucht unsere Sonderseite www.kulturkosmos.de, wo wir euch zum aktuellen Geschehen informieren werden. Bei öffentlichen Statements zur Debatte wünschen wir uns allerdings einen sachlichen Ton: Mit Beschimpfung oder Bedrohung ist, wie immer, nichts zu gewinnen …

Wir bedanken uns jetzt schon für eure Unterstützung und eure Hilfe in den
kommenden Wochen und für euer Vertrauen, dass wir alles versuchen werden, damit unser Fusion Festival der einzigartige Freiraum bleibt, so wie wir ihn kennen.

Noch eine Anmerkung zum Duktus dieses Newsletters:
Für uns als Veranstalter:innen ist die Situation schwierig, weil wir
einerseits entsetzt, wütend und verärgert über die geplanten
Polizeimaßnahmen sind und anderseits mit den Behörden und der Polizei
gesprächs- und verhandlungsbereit bleiben wollen. Es ist absehbar, dass
der Konflikt vor Gericht landen wird und auch im Nachhinein mit
juristischen Auseinandersetzungen zu rechnen ist. Besonnenheit ist für uns daher wichtig.

Nichtsdestotrotz gilt: hasta la victoria siempre!

Eure KUKO Crew

IT Ab use

Bezüglich meiner Urteilsfähigkeit muss ich ein bisschen aufpassen. Was ich in den letzten fünf Jahren an mangelnder Flexibilität und zeitfressendem Ping-Pong ohne tragfähige Lösungen erlebte und noch erlebe trotz – oder gerade wegen – dem Einsatz etablierter Systeme und Konstrukte, hat mich erneut geprägt. Wir waren davor auf einem weitaus besseren Weg. Und dazu waren nicht nur „unter anderem“, sondern „vor allem anderen“ auch Regelungen durch Lizenzbeschränkung bis hinunter zu Funktionsfehlern durch das zwanghafte Einprogrammieren der Lizenz-Beschränkungen ursächlich.

Ein weiterer Teil liegt zusätzlich auch an der Entwicklung der IT insgesamt. Die wir bisher so alle prägten und so förderten, wie sie sich entwickelte.

In diese Sackgassen möchte ich mit keinem neuen Aufbau kommen. Systeme, die Windows voraussetzen, setzen eben ein Windows voraus, das zum weiteren Systemaufbau mit Windows zwingt. Soll so ein Kreislauf projektiert werden, werde ich administratorisch nicht dafür verantwortlich sein.

Das geht auch nicht, da ich gleichzeitig Datenschutzbeauftragter bin und mit Windows und dem Einsatz anderer Software aus amerikanischen Schmieden kein Datenschutz mehr möglich ist (gesetzlich geregelt seitens der USA durch den Cloud-Act seit März letzten Jahres). Bekommen wir Lösungen auch ohne Windows-Systemzwang hin, sind nicht in Deutschland ansässige IT-Firmen dennoch nicht mehr deutscher Gesetzgebung unterworfen. Bei Privatisierung von Wasser und Häfen durch Chinesen schreit jeder laut auf, in diesem Bereich nicht, da fördern wir das nur immer weiter.
Zudem lässt ein Vendor-Lock-In keinen eigenen Verantwortungsspielraum mehr frei, keiner deutschen Firma, keiner Regierung. Amerika kann Europa jetzt schon einfach jederzeit abschalten. Allein dass uns das allen bewusst ist und wir dennoch nichts an unserem täglichen Handeln ändern, finde ich mindestens befremdlich. Das ist ein großer Unterschied zum Zusammenbruch der Weltwirtschaft: Systeme „stromlos“ setzen können auch Terroristen und die USA mauserte sich zum beliebtesten Ziel. Terroristen im Sinne einer Oligarchie von Irren im Gegensatz zu Handlungen im Konsens breiter Massen, gegen die auch ein Präsident der USA nicht ankommt.

Ich fürchte mich weniger davor, dass wir ein technisches Versagen – gerade bei Open-Source mithilfe einer ungeregelten und somit ungesteuerten Community – nicht wieder hin bekommen, als davor, dass unser Handeln die Grundlage eines vernichtenden Urteils der kommenden Generationen über uns bildet. Und ein Erwachen aus selbstverschuldeter Grausamkeit, in der liebe Omas und Opas kleine Rädchen waren, die die Grausamkeit sogar ohne eigenem vermehrten Nutzen und unwillentlich förderten – repetitio non placet. IT und Menschlichkeit schließen sich logisch eh schon in weiten Bereichen aus. Computer müssen z. B. nie auf Toilette…

Manche Entwicklungen dürfen und sollten wohl länger dauern und müssen vielleicht auch teilweise schmerzlich sein, wenn nur die „Community“ daran wächst. „Community“ ist immerhin noch der Begriff für eine menschliche Interessensgemeinschaft, ggf. sogar eine nahe an der griechischen Demokratie wie Communities im Internet. Oder für die Belegschaft einer Firma. Oder für die Bürger eines Staates. Oder für die schrumpfende Gemeinschaft an genug ausgebildeten Fachkräften in Deutschland, die die überlebensnotwendigen Werkzeuge um uns herum noch verstehen, beherrschen und eingreifen können.

Die Sicherheit eines langjährig eingesetzten Systems liegt meiner Ansicht nach aber nicht nur in der Technik und der Software dahinter allein begründet.

Entscheidungsgewalt haben die, die sich überhaupt noch dazu trauen, in Deutschland ein Unternehmen zu führen. Da gibt es eben auch vieles zu bedenken, bevor die Späne fallen.

Mein Leben als Datenschutzbeauftragter o. b. B.

– ein Netzwerk, das man vergrößert, hat eine größere Angriffsfläche.

– mehr Verantwortliche bedeuten auch mehr Zugriff auf Firmendaten. Unter vielem anderen kann auch der Inhalt der für die internen Mitarbeiter geschützten Verzeichnisse von externem, philosophisch-moralisch ungeschultem und weder Ihrer noch unserer Firma sonderlich verbundenem IT-Fachpersonal eingesehen werden.

– von den Angestellten und dem Chef unbemerkte, direkte Zugriffe durch Personal externer Teams auf unsere Systeme können definitiv niemals ausgeschlossen werden, wenn das Intranet kein Inhouse-Netzwerk ist.

– bei allen externen Teams gibt es ebenfalls Mitarbeiter-Fluktuation jenseits jeder Einschätzungsmöglichkeit der Risiken für Folgeschäden aus Sicht der Geschäftsführung.

– die immer fähigere Hardware, die unter unseren virtuellen Systemen liegt und diese vernetzen, kommt aus Ländern mit diktatorischem Regime, die komplett konträre Interessen zu unseren haben.

– auch Venenscanner können schon mit Bienenwachs-Händen überlistet werden (usw. usw.), IT-Sicherheit ist ein Fachgebiet mit sehr kurzlebigen Lösungen.

– Cloud-Systeme sammeln Dienste, offene Ports und vielzählige Software-Konstrukte mit Millionen Zeilen Code und sind deswegen lohnende Ziele.

– die Betriebssysteme, die wir momentan einsetzen, werden von mehreren Regierungen als hoch unsicher eingestuft und jeder ist sich des Verstoßes gegen das Datenschutzgesetz durch den – aus europäischer Sicht irländischen – Softwarehersteller bewusst, der zudem am wenigsten an einem gesunden, staatstragenden Wirtschaftskreislauf interessiert ist, da er wie alle großen IT-Unternehmen quasi staatenlos geworden ist.

– gleichzeitig sind alle Daten, die mithilfe von Codezeilen aus den USA gespeichert wurden, unter dem direkten Zugriff der amerikanischen Regierung und Herrn Trump – seit März letzten Jahres sogar hochoffiziell gesetzlich geregelt mit dem „Cloud-Act“.

– die Ausbildung von international gleichwertigen Fachkräften wurde in Deutschland auf breiter Front vernachlässigt, weswegen man auf der Hannover-Messe viele „Innovationen“ sieht, die bereits von Kindern, die zum Lego-Spielen fähig sind, „programmiert“ werden können – natürlich im von IT-Fachkräften vorgegebenen Rahmen. Das führt immer mehr dazu, dass Menschen Maschinen und Computer bedienen, ohne ausreichend ausgebildet zu sein, diese zu verstehen und in der Lage zu sein, Herrschaft über diese zu gewinnen. Das macht aus manchen IT-Fachkräften, die viele andere IT-Fachkräfte an ihren Fäden spielen lassen, Götter der restlichen Menschheit (allerdings eher die griechische „Götter“-Version).

Auch gesellschaftlich gesehen „Im Westen nichts Neues“: die IT profiliert sich zum überlebensnotwendigen Werkzeug, weil wir Regierungen fördern, die am Arbeitsplatz interessiert sind und nicht am Menschen – mit dem Erfolg, dass der diplomatische Status und der zusätzliche Aufschlag auf das Gehalt, das gegen Bestechlichkeit helfen soll, langsam von Politikern und systemimmanenten Monopolstrukturen auch auf IT-Fachkräfte ausgeweitet werden.

„Hooray!“

Warum freie, unixähnliche Mehrbenutzer-Betriebssysteme schön sind…

…und Microsoft Betriebssysteme Menschen unglücklich machen, lässt sich leicht begründen.

Meinen Hintergrund bilden dabei über viele Jahre mehrere selbstadministrierte und fremdadministrierte Microsoft-Domänen mit verschiedenen MS-Server-Betriebssystemen und Serverdiensten sowie eigene und fremde Linux-Betriebssysteme mit einer Vielzahl an Techniken und Diensten.

Immer wenn ich an und mit Linux arbeite, werde ich glücklich. Es ist nicht alles Gold, was glänzt – aber durch Arbeit und Analyse des jeweiligen Konglomerats an Problemen konnte in den vergangenen annähernd zwei Jahrzehnten alles gelöst werden, was sich an Problemen gestellt hat. Dabei läuft mein ältestes, öffentliches Linux-System seit 2004. Durchgängig. Natürlich auch mal mit Hardware-Ausfällen und stundenlanger Neukonfiguration durch Schusseligkeit oder auch Unwissenheit.

Was macht daran glücklich?

Ich hatte nie das Gefühl, dabei eine Minute zuviel an Lebenszeit in die Lösung von Problemen gesteckt zu haben. Selbst wenn ich mehrere Tage am Stück investieren musste. Diese Investitionen waren sowohl kurz-, mittel- als auch langfristig jederzeit proportional zum „return of investment“: mit Linux kumuliert sich das Wissen um die innersten Vorgänge in der großen, vielfältigen und „schnelllebigen“ Welt der IT. Es bleibt kompromissbereit logisch – die Community will es so; nicht der schnelle Rubel oder der größte Dickkopf zählen, sondern jeweils eine grundsolide Basis, auf die man sich gemeinsam einigt und mit der auch nach Jahren noch weiter gearbeitet werden kann.

Dennoch schneide ich Filme unter MacOS X, genau wie mir Serato DJ und Ableton Live auf OS X ans Herz gewachsen sind. Das sind schöne Endanwender-Programme auf einem stabilen, unixähnlichen Mehrbenutzer-Betriebssystem, wobei sich dabei auch mehrere Systeme verketten lassen, um z.B. schneller gemeinsam zu rendern uvm. Richtige Gurus setzen auch da auf Open-Source…

Ich habe auch mehrere Windows-Betriebssysteme – als Desktop, privat und als Desktop und Server, beruflich – in der Administration und im Betrieb. Bestimmte Software-Hersteller sind noch nicht willens oder oft auch einfach nicht in der Lage, Software plattformunabhängig zur Verfügung zu stellen.

Microsoft änderte sich in den letzten fünf Jahren jedoch – das kommt in Deutschland nur noch nicht bei den „Microsoft-Fachleuten“ an. Microsoft hat sich unter Satya Nadella, dem amtierendem Microsoft-CEO, von den Einstellungen des „Kriegsgenerals“ Bill Gates, dem Microsoft-Manager und späteren Nokia-Boss Stephen Elop („We will disrupt other systems!“) und vielen weiteren Alphatierchen und Unsympathen, die ihre beschränkte Weltsicht über die Schwarmintelligenz stellen, entfernt, weiterentwickelt und ordentlich in die Open-Source-Welt investiert.

Auch deutlich ist nach Jahren in Kooperation mit vielen externen Teams: arbeite ich mit einer open-source-affinen Fachfrau oder deren männlichen Pendant zusammen, ist es einfacher, sich zu verstehen, einfacher, miteinander zu kommunizieren und effektiver, gemeinsam Lösungen zu entwickeln. Die alten MS-Ressentiments stecken bei den Microsoft-Puristen so tief im Kopf wie in der momentan in Deutschland – und Brüssel! – noch auf breiter Front eingesetzten Software.

Dabei entsteht hier ein Teufelskreis: die Grenzen, die die Software-Pakete von Microsoft dem jeweils zuständigen Fachpersonal bei der Lösung von Problemen stecken, sowie auch die erweiterte Komplexität und vermehrte Fehleranfälligkeit durch den Overhead von Lizenzkontroll-Mechanismen frusten sowohl die Benutzer dieser Software-Pakete als auch das Fachpersonal, das Schwächen und Bugs ausbügeln, die Software über Jahre warten und individuelle Funktionen und benutzerfreundliche GUI-Lösungen integrieren soll.

Dabei bin ich noch gar nicht zu den Aspekten der Microsoft-Software gekommen, die klar geltendes deutsches und europäisches Recht brechen oder umgehen, sei es bei der Steuerpolitik oder bei Verordnungen zum Datenschutz. Oder den Schwächen, die die Ausbildung nicht nur des deutschen Fachpersonals betreffen: die Aussage, dass Informatiker vor 25 Jahren leistungsfähiger waren als in den letzten zwei Jahrzehnten, was  zielgerichtete Problemlösungen anhand einer intelligenten Auswahl der jeweils passendsten Werkzeuge anbelangt, hat Microsoft verschuldet.

Diese traurige Realität wird erst in den letzten Jahren durch die vielfältigen Web- und Smart-Device-Techniken langsam wieder verbessert. Allerdings basieren sehr viele fundamentale Lösungen im Intranet deutscher Firmen noch auf dem schwachen Unterbau in die Jahre gekommener Microsoft-Server-Betriebssysteme – und die lassen sich bekanntlicherweise „traumhaft“ upgraden, ebenso wie die Anwendungen selbst.

Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Schönheit der IT. Neben den Schwierigkeiten mit unseren Behörden und den Schwierigkeiten unserer Behörden mit den modernen Werkzeugen der Informationstechnologie hängen daran unter vielem anderen auch die Nullen und Einsen hinter Planung, Organisation und Ausführung in Bezug auf Flughäfen, Bahnhöfen, Kraftfahrzeugen und TÜV-Zertifikaten für einstürzende Brücken. Also doch nicht nur die zurecht besudelten Namen der über alle Maßen entlohnten Vorstands-Großkopferten…

Und wohin man schaut – der überwiegende Teil der nachwachsenden ITler fährt auch im Jahr 2019 das SmartBook, Notephone oder den heimischen Desktop hoch und schaut dem Windows-Kreisel, der den lizenzpflichtigen Ladebalken zumindest beim trägen Systemstart der Boliden abgelöst hat, alternativlos zu.

Ich habe Microsoft lange Jahre gehasst – und das war keine Hassliebe. Mittlerweile bin ich jedoch konsequent in der Liebe zu meiner Berufung zur IT. Auch um die alten Microsoft-Boliden lässt sich schöne Software drumrum bauen, wenn ewig Gestrige darauf bestehen, Zeit, Geld und die Nerven der Benutzer völlig unnötig zu verschwenden. Und schließlich gibt es genug Anhänger der „alten“ Microsoft-Gläubigkeit, die die boilerplate code & configuration und die damit verbundenen Sisyphusaufgaben übernehmen. Eigentlich sind für Fließbandarbeiten dieser couleur ja mal Computer entwickelt worden 🙂

jhipster und der Springframeworkguru

Wärmste Empfehlungen für tolle Technik: JHipster und für tiefes Verständnis des Springframeworks John Thompson. Bei JHipster finden die clientseitigen Webframeworks Angular oder React Verwendung, der Springframeworkguru John Thompson arbeitet in seinen Schulungsvideos mit der serverseitigen thymeleaf-Interpretation.

Und immer an die Sicherheit und Wartbarkeit nicht nur der Programmierungen, sondern auch der darunter liegenden Technologiestacks denken. Von getrennten Serverdiensten in Containern bis ganz runter hin zu den chinesischen und taiwanesischen elektronischen Fischernetzen in den Integrierten Schaltkreisen.

Ist Full-Service-Development nicht ein spannendes und interessantes Berufsbild? Aber sicher!

Meine Basteleien finden sich auf GitLab und GitHub – und die ganz privaten Sachen auf meinem gogs-Server.

Hier noch der Link zum recht aktiven Springframeworkguru-Slackchannel